Bamberg, Aufseßhöflein

Restaurierungskonzept: Die Hauptaufgabe der Stuckwerkstatt war die Restaurierung des Gartensaales. Auf der Agenda standen Sicherung der „doppelten“ Stuckdecke mit Dübeln, Trocken- und Nassreinigung, Schließen der Oberflächen, Ergänzen der Profile, Ergänzen der Ornamentik und des figürlichen Stucks sowie das Retuschieren der originalen Kalkfassung.

Zustand vor Beginn der Sanierung (Bild BLFD)

Geschichte

Philipp Friedrich von Aufseß (1691 – 1743) ließ 1723 vom Bamberger Hofarchitekten Johann Dietzenhofer (1663 – 1726) den heute bestehenden Bau an Stelle einer seit mindestens 1455 bestehenden Anlage errichten.
Das wohl proportionierte zweigeschossige Gebäude erhielt im ersten Obergeschoss 1728 von Sebastian Binkert und Sebald von Veinerl eine Stuckdekoration in feinem Bandelwerk.
Ab 1752 ließ Philpp Heinrich von Aufseß (1715 – 1785) die Stuckdekoration im Saal modernisieren. Der Stukkateur Domenikus Eckert schuf die reizende Rokokodekoration nach Plänen von Johann Jakob Michael Küchel. Dabei ist die bestehende Decke von 1728 komplett mit einer Putzschicht überarbeitet worden auf die dann der heute zu sehende Stuck angetragen ist. In den sehr freien Medaillions in den Ecken der Decke sind die vier Elemente dargestellt. An den Längswänden befinden sich die vier Jahreszeiten und in den Ecken zahlreiche Gartengeräte

Ab 1777 setzte der Niedergang des Schlosses ein. Philipp Heinrich hatte wohl über seine Verhältnisse gelebt. Das Anwesen kam unter Zwangsverwaltung, Mobiliar und bewegliche Ausstattung werden ausgeräumt und versteigert.
Seit 1839 gehörte das Seehöflein einer Bamberger Gärtnerfamilie, die das Schloss Stück für Stück in einen Bauernhof verwandelt. Die starke Verschmutzung durch die landwirtschaftliche Nutzung führte zur Entstehung neuer Lebensräume in Fauna und Flora an Wand und Decke.
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt, ging es nun mit dem Denkmal rapide bergab. „Besucher“ verheizten die letzten Böden und Treppen bei ihren Aufenthalten.
Im Jahr 2011 kauft Familie Fiedler das Anwesen.

Die gesamte Oberfläche war von einer unbeschreiblichen Vielfalt von Flora und Fauna besiedelt

Nach sämtlichen Sicherungsarbeiten wurden die stark verschmutzten Oberflächen zuerst trocken und dann feucht gereinigt. Das führte zu einem sehr befriedigendem Ergebnis, so dass eine Retusche der Erstfassung beschlossen wurde.

Nach der Reinigung ist die Verteilung der grauen Rücklagen klar ablesbar.

In der südwestlichen Ecke war zu Beginn der Instandsetzungsarbeiten ein Teil der Decke mit dem Element „Feuer“ abgestürzt. Die geborgenen Reste konnten von uns zugeordnet und an originaler Stelle wiederverwendet werden.

Geborgene Teile

Nach dem Versetzen aller Fragmente und Schließen der Oberfläche mit Grundputz wurden die Oberfläche dem Originalputz angepaßt und die Fehlstellen ergänzt.

Fertiges „Feuer”

Zahlreiche Wasserschäden sind von uns bearbeitet worden. Durch das stark beschädigte Dach war über Jahrzehnte Wasser ins Mauerwerk gedrungen.

Der versalzene, mürbe Mörtel wurde abgetragen, der Untergrund isoliert. Darauf wurde die Ornamentik mit Kalk-Gipsmörtel neu angetragen.

Auf dem neu ausgemauerten Gefache wurde die Oberfläche geschlossen und die Profile ergänzt. Um im Raum ein Gleichgewicht zu schaffen wurde zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und den Bauherren beschlossen, Gartengeräte der Jahreszeit zu modelieren entsprechend den drei anderen Türen. Rechts das fertiggestellte Panneaux.

Die Allegorie des Winters links im Vorzustand. Dem linken Putto fehlen Hände sowie ein Arm und ein Bein inklusive Schlittschuh. Dem rechten pelzbemützten Putto fehlen seine über der Feuerschale gewärmten Finger. Die Puttogruppe rechts ist bildhauerisch komplett ergänzt.

Das Engagement der Bauherren und unsere Restaurierungsleistung wurden 2015 mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet. Gerne verweisen wir auf den Artikel von Dr. Annette Faber in den Mitteilungen des BLfD zur Denkmalpflege in Heft 163 vom März 2016.

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